Verhaltensinventar von Wolf und Hund
Eine scheinbar ewige Diskussion bietet der Ahne des Hundes, der Wolf. Laut Forscher sind Wolf (Canis lupus) und Hund (Canis lupus familiaris) laut genetischem Code enger miteinander verwandt als z.B. Wolf und Kojote (Canis latrans). Beim Hund sollen noch 70 - 80 % des wölfischen Verhaltensrepertoires vorhanden sein.
Hund und Wolf werden als Beutegreifer geboren und bleiben in der Anfangszeit lange von den älteren Mitgliedern des Rudels bzw. Verwandten abhängig. Noch ist alles gleich: mit geschlossenen Augen geboren sehen alle gleich aus, Ohren sind am Kopf angelegt, können nicht hören, suchen nach den Zitzen der Mutter und weisen reflexartiges Saugen auf. Für Welpen von Wolf oder Hund ist es typisch sich zur gegenseitigen Erwärmung eng nebeneinander zu liegen.
Verhalten der Welpen
In einer Höhle oder Wurfkiste geboren, suchen Welpen bald ihre Umwelt auf und erkunden sie. Dies geschieht jedoch nur zeitlich begrenzt, denn es besteht eine besonders starke Ortsbindung die ein Sicherheitsgefühl verleiht. Wolfswelpen verschwinden bei unbekannten Geräuschen sofort in ihre Höhle. In der dritten Lebenswoche beginnen sich Hunde- von Wolfswelpen zu unterscheiden. Freilebende Wolfswelpen sozialisieren sich nur mit denen ihrer Art, wobei sich Hundewelpen auf Hund und Mensch sozialisieren.. Wolfswelpen verstärken bzw. vergrößern ihre Fluchttendenzen gegenüber dem Feind (Mensch) durch eine Schärfung ihrer Sinnesorgane und sind scheu. Hundewelpen machen genau das Gegenteil, um sich dem zukünftigen Sozialpartner anzupassen; sie laufen dem Menschen entgegen. Eine Ausnahme bilden Herdenschutzhunde, die sich hauptsächlich auf Nutztiere sozialisieren und diese dann später eigenständig bewachen.
Nahrungsbeschaffung, Gefahrenvermeidung und Reproduktion sowie Geruchswelt
Für den Wolf sind grundlegende, notwendige Prinzipien die Nahrungsbeschaffung, Gefahrenvermeidung und Reproduktion. Optische Kommunikation und die Welt der Gerüche sind für den Wolf äußerst ausschlaggebend. Beim Hund wirkt die Geruchswelt auch als wichtiges Kommunikations- und Informationsmittel. Die optische Kommunikation wurde aber bei einigen Hunderassen beschränkt und zwar durch Manipulation durch die Zucht. Hunde betonen die Lautgebung dafür viel differenzierter. Das Bellverhalten wird bei einigen Hunden durch eingeschränkte Ausdrucksformen mehr Betonung zugemessen. Manche Hundearten zeigen wölfisches Heulverhalten, besonders bei Trennungsangst, wie z.B. der Siberian Husky.
Unterschiede bei den Rassen
Obwohl z.B. nordische Hunderassen dem Wolf im Sinne des Jagens ähnlich geblieben sind, gibt es doch Unterschiede. Wölfe handeln sehr ziel- und zweckorientiert. Sie sind biologisch stimmig, koordiniert, jagen lautlos, schätzen Gefahren ein und teilen ihre Energie auch geschickt ein. Ein festes Beuteschema folgen sie und verschwenden keine Energie bei Tieren wo bereits Misserfolg erlebt wurde. Der Rudel kann nur dann überleben, wenn regelmäßig Nahrung besorgt wird. Hunde hingegen weisen kein festes Beuteschema und keine biologische Stimmigkeit auf. Wie oft sind unsere Hunde wirklich auf Erschließung der eigenen Nahrung angewiesen? Das kommt im Allgemeinen selten vor. Für die meisten Hunde ist es eher ein Spiel Beutetieren hinterher zu jagen.
Fazit
Trotz allem hat der Mensch keine eigene "Tierart" mit dem Hund erfunden. Der Ahne aller Hunde bleibt noch immer der Wolf.
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